HTWK Studienpreis für Architektur 2024
PROTOKOLL DER PREISGERICHTSSITZUNG
Das Preisgericht tritt am 09.01.2023 um 12:00 h im Raum LI 427 der Architekturetage der HTWK Leipzig zusammen. Es besteht aus den folgenden Personen:
- Johann Bierkandt, Architekt Weimar
- Matthias Grunwald, Prof. für Städtebau, Leipzig
- Norbert Hippler, Architekt Leipzig
- Falk Saalbach, Architekt Leipzig
- Maribel Sengewald, Architektin München
Als Vorsitzender des Preisgerichts wird Prof. Grunwald gewählt (4 Ja-Stimmen, 1 Enthal-tung). Als Protokollführerin wird Nancy Jehmlich vom Methodenreferat Architektur benannt. Insgesamt wurden 28 Arbeiten eingereicht. Alle eingereichten Arbeiten wurden zur Wertung zugelassen. Die Liste der Verfasser/Innen der mit den Kennnummern 1 bis 28 versehenen Arbeiten liegt diesem Protokoll bei.
Präsentation durch die Verfasser/innen
In einem ersten Informationsrundgang (12:45 bis ca. 17:00 Uhr) wurden die eingereichten Arbeiten von den Studierenden im Rahmen von Kurzvorträgen (3 - 4 Minuten) vorgestellt, die Jury hatte dabei die Gelegenheit, nicht wertende Fragen zum Inhalt zu stellen.
Die Jury stellt dabei übereinstimmend fest, dass das architektonische Niveau beachtlich ist und die Vielfalt der Aufgabenstellungen beeindruckt. Die strukturierten Vorträge und die ho-he Aufmerksamkeit der anwesenden Studierenden wurden positiv wahrgenommen.
Ausscheidungsrunden
In den nachfolgenden Ausscheidungsrunden wurden die Arbeiten von den Preisrichtern wie folgt bewertet:
1. Rundgang:
Folgende Arbeiten wurden trotz einzelner Fürsprecher in der 1. Runde ausgeschieden:
1, 3, 4, 6, 7, 10, 11, 15, 17, 18, 19, 22, 24, 25 und 26
2. Rundgang:
Die verbleibenden Arbeiten wurden genauer besprochen und untereinander verglichen. Das Preisgericht stellt übereinstimmend fest, dass die Arbeiten des 2. Rundgangs ein sehr ho-hes architektonisches Niveau erreicht haben und sich durch besondere konzeptionelle An-sätze auszeichnen. Nach intensiver Diskussion der Stärken und Schwächen werden fol-gende Arbeiten ausgeschieden: 12, 16, 20 und 28.
Engere Wahl
In der engeren Wahl verbleiben somit folgende Arbeiten: 2, 5, 8, 9, 14, 23
Nach intensiver, vergleichender Diskussion der Arbeiten in der engeren Wahl wurde ein-stimmig folgende Verteilung der Preise und Auszeichnungen vorgenommen:
Preisverteilung
Es werden drei Preise und drei Anerkennungen vergeben.
Es wird ein Preisgeld in Höhe von 1.650,-- € ausgeschüttet. Das ursprünglich vorgesehene Preisgeld in Höhe von 1.500,-- € wurde um 150,-- € erhöht.
Jurybewertungen der ausgezeichneten Arbeiten / Verteilung des Preisgeldes
PREISE
Erster Preis (500,--€)
Richard Billep – SPS-D35
Das Projekt SPS – D35 befasst sich mit einem in den 60er Jahren entstandenen Industrie-bau in Dresden-Striesen. Der Skelettbau aus Stahlbeton wurde damals für den VEB Ma-schinenbauhandel errichtet und soll zukünftig als Mehrgenerationenhaus genutzt werden.
Aus Sicht des Preisgerichtes ist das Projekt in allen Maßstabsebenen – als vom Städtebau bis hin zur einzelnen Wohnung sehr gut und überzeugend durchgearbeitet.
Durch einfache städtebauliche Ergänzungen wird der heterogene Stadtraum zugunsten ei-nes klar definierten, öffentlichen Quartiersplatz neu geordnet. Der neue Platz übernimmt so-zialräumliche Aufgaben im Quartier. Aufgrund der gemeinschaftlichen Nutzungen im EG gelingt die Verzahnung des Erdgeschosses mit dem öffentlichen Raum selbstverständlich.
Die Organisation der Regelgeschosse wird geprägt durch eine leistungsfähige Lauben-gangerschließung und drei unterschiedliche Wohnungstypen, die gut auf die statisch-konstruktiven Vorgaben des Bestandsgebäudes abgestimmt sind.
Das Preisgericht überzeugt der behutsame, denkmalpflegerische Umgang mit dem Be-standsgebäude. Lediglich die etwas zu großen, runden Fenster in den Bestandstreppen-häusern werden kritisch eingeschätzt.
Die Arbeit ist sehr gut lesbar und überzeugend dargestellt – ein Projekt, das beispielhaft veranschaulicht, welche architektonischen Potenzial der Baubestand bietet.
Zweiter Preis (400,-- €)
Aaron Knaak – House in Iceland
Ausgangspunkt des Entwurfes von Aron Knaak war ein bereits gebautes Referenzprojekt - das Haus in Uehera vom Architekten Kazuo Shinohara, 1976 - aus dessen physischen Bau-teilen nach detaillierter Analyse ein eigenes Gebäude erschaffen werden sollte.
Nach Aussage des Verfassers tritt das House in Iceland in einen architektonischen Dialog mit sich selbst und seiner Umgebung. Es erforscht die Themen der Balance und Stabilität
Aus Sicht des Preisgerichts wird das Projekt als Raumexperiment bewertet, das keinen An-spruch an eine Realisierung stellt. Die Arbeit besticht durch eine radikale Einfachheit. Die Balance in der Anordnung der Elemente erzeugt Spannung und vollkommene Ausgewo-genheit zugleich. Nichts ist zu viel – nichts ist zu wenig.
Eine schöne Arbeit, deren räumliche Qualität in besonderer Weise durch das Modell vermit-telt wird.
Dritter Preis (300,-- €)
Erik Siebenaller, Tobias Ju-Sin Beck - Grüner Keil Zeitz
Differenziert gestaltete öffentliche Freiräume und eine ablesbare urbane Dichte sind die Merkmale des kleinen autoarmen Standquartiers auf dem Areal der ehemaligen Kinderwa-genfabrik in Zeitz.
Den beiden Verfassern gelingt es sehr gut, das heute brachliegende Areal neu zu ordnen und mit eigenständigen Stadtbausteinen stufenweise zu entwickeln. Die vorgeschlagenen Wohnhöfe fördern auf der ihrer guten Maßstäblichkeit die Nachbarschaften. Zusammen mit den vorhandenen Bestandsgebäuden und der ehemaligen Kirche in der Quartiersmitte bie-ten sie der Stadt Zeitz ein identitätsstiftendes und zugleich innovatives Quartier.
Das Preisgericht würdig die sehr gute und anschaulich Darstellung der Ideen. Eine stolze Leistung für das 3. Semester Bachelor.
ANERKENNUNGEN
Mina Raschiatore – Die Architektur in der Landschaft (150,-- €)
Das Landschaftsbild „A storm in the Rocky Mountains“ des US-amerikanischen Land-schaftsmalers Albert Bierstadt (1830 - 1902) sollte perspektivisch korrekt mit einer Architek-tur ergänzt werden.
Diese künstlerische Addition gelingt Mina Raschiatore hervorragend. Ausgehend von einer Analyse der Bildkomposition und der zeichnerischen Markierung des Horizontes wird nicht nur das Gemälde intelligent weitergeführt, sondern zugleich auch hervorragend abstrahiert. Die Berglandschaft mit den Gewitterwolken wird durch die abstrakte Komposition aus einfa-chen gebrochenen Holzleisten in eine neue Zweideutigkeit überführt.
Die Verbindung der vertikalen Architekturobjekte mit dem Himmel, die neue räumliche Tiefe und der subtile Umgang mit der Farbigkeit verleihen dem Bild einen metaphorischen Cha-rakter.
Das Preisgericht würdigt die gelungene Komposition.
Lukas Rüß – Neue Bahnen ziehen, Sportmuseum Leipzig (150,-- €)
Das Fragment der Nordbühne des ehemaligen Schwimmstadions soll zum Sportmuseum Leipzig umgebaut werden. Lukas Rüß entwickelt dazu ein gestalterisch und räumlich-funktional qualitätvolles Konzept, in dem er die aus den 1950er Jahren stammende Tribüh-ne als architektonische Figur aufgreift und in der Auseinandersetzung mit dem Ort so an-ordnet, dass ein anspruchsvolles Museum entsteht.
Das Preisgericht würdigt die Interpretation der ehemaligen Tribüne, bei der die äußere Form zur Innenform wird. Hervorzuheben sind die klare Grundrissfigur, der offene museale Cha-rakter der Räume und die stimmungsvolle Lichtführung. Dem Verfasser gelingt eine gute Balance zwischen dem respektvollen Umgang mit dem Bestand und neuen Raumangebo-ten.
Die Arbeit ist hervorragend und überzeugend dargestellt.
Lediglich der nicht vorhandene historische Bezug der neuen Baukörpersetzung erscheint nicht konsequent zu Ende gedacht und wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.
Insgesamt handelt es sich der komplexen Transformation vom Schwimmstation zum Sportmuseum es sich um ein vorbildliches Masterprojekt auf hohem Niveau.
Nicola Hendler, Julie de Parade – Wackerbögen Weinpavillion (150,-- €)
Der Entwurf eines innovativen Pavillons aus Stampflehm für das Weingut Schloss Wacker-barth in Radebeul bei Dresden war Gegenstand der Entwurfsaufgabe.
Die Verfasserinnen präsentieren ein schlüssiges Raumkonzept, bei der ein durch Gewölbe geprägter unterirdischer Weinkeller in die Sichtbarkeit übertragen wird und als eigenständi-ger Pavillion im Barockgarten des Schloss Wackerbarth positioniert wird. Aus Sicht des Preisgerichts ist der vorgeschlagene Standort gut gewählt
Das Preisgericht würdigt die Auseinandersetzung mit den besonderen Materialanforderun-gen des Stampflehms, der nicht nur für die Wände, sondern auch als Tonnenschale für die Dachkonstruktion eingesetzt wird. Darüber hinaus bedienen die „Bögen“ bekannte architek-tonische Motive und wirken selbstverständlich und vertraut.
Die während die Modellstudien die Intension der Verfasserinnen gut veranschaulichen, wird die reduzierte Darstellung kontrovers diskutiert. Eine atmosphärische Darstellung könnte die Entwurfsqualitäten und die Materialität noch besser veranschaulichen.
ABSCHLUSS DES VERFAHRENS
Der Vorsitzende bedankt sich bei allen Preisrichtern für Ihr Mitwirken und für die konstrukti-ve Sitzung sowie beim Methodenreferat Architektur und dem Dekanat FAS für die gute Vor-bereitung der Veranstaltung.
Das Preisgericht endet um 19:45 Uhr.
Protokoll aufgestellt:
Vorsitzender des Preisgerichts