Lindenauer Hafen 2.0
Der Kurs Kontextuelles Entwerfen III stellt das architektonische Arbeiten in eine größeren, sprich städtebaulichen Zusammenhang. Nicht mehr die Grundrisstypologie und deren konstruktive Logik einzelner Gebäude, sondern Logik, Strukturen und funktional-gestalterischer Kriterien des Zusammenwirkens der verschiedenen Gebäude im Kontext ganzer Stadtquartiere auf der Grundlage funktionierender Infrastrukturnetze, v.a. der (Verkehrs-)Erschließung, des Freiraums, etc..
Das erlernte Wissen über Dimension, Erschließungsstrukturen, Außenraumbezüge/Belichtungsbedarfe, etc. von Gebäuden unterschiedlicher Nutzung soll angewandt werden zur Konfiguration tauglicher Bebauungsmuster auf Ebene von Baufeldern und deren Additionen zu qualitätsvollen Quartiersstrukturen.
PLANUNGSGEBIET
Im Vorfeld der Leipziger Bewerbung zur deutschen Olympiastadt 2006 wurden der Bereich um den nie vollendeten Hafen zwischen Alt Lindenau und Schönau als Standort für das Olympisches Dorf definiert. Durch einen städtebaulichen Wettbewerb wurden die theoretischen Pläne mit konkreten Planungsszenarien untersetzt. Nach dem Scheitern der Olympiabewerbung blieb die Idee der Umnutzung des nur rudimentär genutzten Areals, das durch die Planung des Kanaldurchstichs nach Plagwitz über besonderes Freizeitpotential verfügt.
In Folge wurde nach einem weiteren Wettbewerbsverfahren der südöstliche Uferabschnitt des Hafenbeckens beplant. Stadtplanerische Zielsetzung war dabei die „Wasserkante“ in Verbindung mit dem Kanalverlauf durch Plagwitz zu einem attraktiven Freizeit- und Erholungsort zu qualifizieren und dahinter ein Wohnquartier mit städtischer Dichte zu entwickeln.
Diese Planung ist mittlerweile weitgehend umgesetzt.
AUFGABE
Es gilt diese Qualifizierungsstrategie auch für den nordöstlichen Hafenabschnitt weiterzuentwickeln und dabei die situationsprägenden historischen Speichergebäude zu integrieren.
Besonders die atmosphärisch prägende Lage an einer Wasserkante sollte den Charakter des Quartiers wesentlich bestimmen.
Bislang wird dieser Bereich teilweise noch gewerblich genutzt wird. Der vorhan- dene Futtermittelhersteller wird mittelfristig umgesiedelt, der Baubestand außer den Speichergebäuden kann zurückgebaut werden. Die Museumsfeldbahn ist zu beachten.
Die Erschließung ist von der vorhandenen Plautstraße aus zu entwickeln. Es ist zu prüfen, ob die Plautstraße für den MIV bzw. die Rettungsfahrzeuge einen zweiten „Überlauf“ erhält und/oder das südliche Hafenquartier auch für den motorisierten Verkehr an den neuen nördlichen Bereich angebunden werden soll. Grünbestand und topologische Gegebenheiten sind auf ihre Integrierbarkeit zu prüfen.
Bei dem städtebaulichen Entwurf sind folgende Prämissen zu beachten: a. Sparsamer Umgang mit Grund und Boden Es sind städtische Bautypologien im Sinne von Mehrfamilienhäusern zu entwickeln. Als Orientierung gilt die südlich angrenzende neue Hafenbebauung, sowie die östlich angrenzenden Siedlungsteile von Alt-Lindenau.
Der Bestand der hist. Speichergebäude ist dabei zu sichern und zu integrieren.
b. Effiziente nachhaltige Erschließung
Dies bedeutet flächensparende Straßen, Fuß- und Radwegeverbindungen. Bei Straßen ohne übergeordnete Erschließungsfunktion ist grundsätzlich die Anwendbarkeit des „shared space“ Konzeptes zu prüfen. Priorität hat eine maximale Aufenthaltsqualität für Bewohner.
Der ruhende Verkehr ist ebenso flächensparend zu planen. Eine angemessene Re- duktion der notwendigen Kfz-Stellplätze unter Einbeziehung von Car-Sharing Plätzen ist möglich. Der Bau einer Quartiersgarage ist zu prüfen.
c. Nutzungsgemischtes Wohnquartier
Entstehen soll ein vielfältiges, attraktives Wohnungsangebot für junge Leute und Familien mit Wohnungen von 60 - 90m2, aber auch etwas größeren Wohnungen mit 75 -120 m2 mit Eignung zum Homeoffice und Wohngemeinschaften.
Vor allem die EG Zonen eignen sich für Nutzungsmischungen. Hier ist insbesondere an Flächen für wohnverträgliches Gewerbe, wie Dienstleitungen, Selbstständige, etc., aber auch Hobby- und Werkstattbereiche zu denken.
An zentraler Lage ist ein geeigneter Standort für einen kleinen Nahversorger (Discounter mit bis zu 600qm) vorzusehen.
d. Private und öffentliche Freiräume Entwicklung eines „Quartiers im Grünen“
mit attraktiver Bepflanzung und zeitgemäßen Freiraumangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter Beachtung der Lagegunst am Wasser.
LEISTUNGEN
- Schwarzplan M 1:5000 mit Umgriff Stadtteil
- Strukturkonzept 1:2000 mit Umgriff Stadtteil
- Bebauungsvorschlag M 1:1000 mit Darstellung der Baukörper, Dachform, Geschossigkeit, Gebäudezugängen, Erschließungsflächen, Stellplätze, Garagen, TG-Zufahrten, sowie der Freiflächen und dreidimensional wirksamen Grünelemente (Bäume, Hecken, etc.)....
- Je ein Schnitt Ost/West und Nord/Süd
- Erläuterungspiktogramme zu den Themen Nutzung, Verkehr, Stadtgestalt und Grün
- Öffentlicher Raum/Freiraum als Detail 1:500 (nach Absprache mit dem Betreuer ) Lageplan und Geländeschnitte
- 2 räumliche Darstellungen (eine davon aus Fußgängerperspektive) der wichtigsten Raumsituationen des Entwurfs als einfache Strichzeichnungen;
- Abgabemodell M 1:1000
Alle Leistungen sind als Pläne und PDF Dateien abzugeben