Bürohaus Reversibel
020_BÜROHAUS REVERSIBEL
Modul MA 1.200 Konzeptioneller Entwurf II Prof. F. Schüler, Prof. C. Knoche
"Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen 15 Jahren komplett umorganisiert", die Herausforderung heute ist, die Menschen wieder in Kommunikation zu bringen, denn die meiste Zeit sitzen sie wie in einer Blase hinter ihrem Computer".
Rem Koolhaas
Wie sieht ein Büro aus, in dem Menschen ihre besten Ideen haben? Ist es das Einzelbüro mit Einheitsdrehstuhl, Einheitsschreibtisch und Einheits-ficus-benjamini in der Ecke oder das abgeschlossene, schicke, große Chefbüro mit tollem Ausblick und vorgeschaltetem Sekretär der alles abschirmt. Sicherlich nicht! Denn diese veralteten und verkrusteten Strukturen widersprechen modernen zukunftsfähigen Arbeitsorganisationsformen mit flachen Hierarchien und delegierter Verantwortung an Mitarbeiter. Vielmehr wird das Büro zu einer flexiblen und dynamischen Fläche, die den steigenenden Interaktions- und Kommunikationsbedarf von Mitarbeitern befriedigt. Repräsentation bedeutet dann nicht mehr, auf ein Einzelbüro im Universum der Bürolandschaft stolz zu sein, sondern eine gesamte Bürolandschaft zur Verfügung zu haben, die aufgrund ihrer Innovationskraft Status verleiht: Aus dem holzvertäfelten 50qm Vorstandszimmer wird ein 5000qm großes Statussymbol.
Wie sieht ein Bürogebäude aus, das diese Werthaltungen ausdrückt? Jedenfalls deutlich vielschichtiger und urbaner als ein herkömmliches monofunktionales Bürogebäude. Es muss eine vielschichtige Arbeitswelt schaffen, mit differenzierten Angeboten, in der die Innovationskraft und Produktivität der Mitarbeiter aufblüht. Es muss Infrastruktur bieten die sich dynamisch verändern kann. Es muss Grundrisse für neue Arbeitswelten, die modular, flexibel und individuell sind anbieten und auch Rückzugsflächen für konzentriertes Arbeiten schaffen. In Coworking Zonen, zugänglich für alle Gebäudenutzer, entsteht formeller und informeller Austausch und die Zusammenarbeit. Das Büro wandelt sich generell vom Ort der Einzelproduktivität zum Ort der Teamproduktivität mit vielen unterschiedlichen Besprechungsräumen und informellen Treffpunkten, wie Cafeteria und Lounges, die vom Pausenbereich zum Arbeitszentrum werden. Außerdem wird das Bürogebäude der Zukunft Räume besitzen müssen, die Begeisterung wecken und Innovationskräfte fördern. Es geht hierbei nicht um Oberflächlichkeiten und Gestaltung als Dekor, sondern um ein tiefgreifendes Verständnis der Vernetzung und Bedürfnisse der Benutzer. Im Wandel der Arbeitswelten wird nämlich auch der „Kultfaktor“ zum entscheidenden Moment, da sich die besten Köpfe durch das Meta-Design eines Gebäudes angezogen fühlen. Das Büro der Zukunft wird bei aller Funktionalität vor allem attraktiv wirken müssen, ein ikonischer Ort, an dem man sein „muss“.
Textpassagen sind aus einem Essay (www.cube-berlin.de) des Trendforschers Franz Kühmayer entnommen.