Bremmer-Preis 2022
Protokoll der Preisgerichtssitzung
Das Preisgericht tritt am 31.05.2022 um 14:10 h zusammen.
Es besteht aus:
- Prof. Gerhard Bremmer (Stifter)
- Aline Hielscher (Aline Hielscher Architektur, Leipzig)
- Prof. Christian Knoche (Prof. HTWK)
- Marcus Langheinrich (Absolvent HTWK / LM-Architektur, Leipzig)
- Prof. Harald Stricker (emeritierter Prof. HTWK)
Als Vorsitzender wird Prof. Christian Knoche gewählt.
Insgesamt wurden 31 Arbeiten eingereicht. Alle eingereichten Arbeiten wurden zur Wertung zugelassen.
Die Liste der Verfasser/Innen der mit den Kennnummern 01 bis 31 versehenen Arbeiten liegt diesem Protokoll bei.
Präsentation durch die Verfasser/Innen
Im Rundgang wurden die Arbeiten von den Studierenden im Rahmen von Kurzvorträgen (4 – 8 Minuten) vorgestellt, die Jury hatte dabei die Gelegenheit, nicht wertende Fragen zum Inhalt zu stellen.
Die Jury stellt dabei übereinstimmend fest, dass das architektonische Niveau beachtlich ist und die Vielfalt der Aufgabenstellungen beeindruckt. Auch die strukturierten Vorträge und die hohe Aufmerksamkeit der anwesenden Studierenden wurden positiv wahrgenommen.
Ausscheidungsrunde
Folgende Arbeiten wurden nach intensiver Diskussion trotz einzelner Fürsprecher ausgeschieden und kommen somit nicht in die engere Wahl:
03, 04, 05, 06, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 17, 18, 20, 22, 24, 25, 26, 28, 29 und 31.
Engere Wahl
In der engeren Wahl verbleiben somit folgende Arbeiten:
01, 02, 07, 15, 16, 19, 21, 23, 27 und 30.
Nach intensiver, vergleichender Diskussion der Arbeiten in der engeren Wahl wurde einstimmig folgende Verteilung der Preise und Auszeichnungen vorgenommen:
Preisverteilung
Es werden drei Preise und drei Anerkennungen vergeben:
- 1. Preis (400,-- €): Michelle Berger
„Neue Perspektiven – ein architektonischer Dialog zum Völkerschlachtdenkmal“
Betreuer Prof. Tobias Wenzel - 1. Preis (400,-- €): Marcus Barthel
„Urban Living”
Betreuer Prof. Frank Schüler - 3. Preis (250,-- €): Markus Schaller und Christopher Stolle
„E-HIVE6“
Betreuer Prof. Alexander Stahr
- Anerkennung (150,-- €): Jasper Runge und Paula Korb
„SAN – Dritter Ort und Bauteilbörse“
Betreuerin Prof. Anthusa Löffler - Anerkennung (150,-- €): Käthe Sophia Wilpert:
„Vom Grundriss zum Schnitt, verpackt und ausgesetzt“
Betreuerin Prof. Dorothea Becker - Anerkennung (150,-- €): Luisa Katharina Sander:
„Folded Cabin“
Betreuer Prof. Alexander Tochtermann
Engere Wahl
Ohne Auszeichnung in der engeren Wahl verbleiben somit folgende Arbeiten:
- Engere Wahl: Markus Schaller und Christopher Stolle
„Pop Mori - Wald der Popkultur“
Betreuerin Prof. Anthusa Löffler - Engere Wahl: Janis Grote und Josefine Frindt
„Allein kann man shoppen, zusammen kann man mehr“
Betreuerin Prof. Dorothea Becker - Engere Wahl: Mina Rasciatore, Annika Kiessling, Emma Steinberg und Louis Fräntzki
„Raum für Licht“
Betreuer Prof. Christian Knoche
Jurybewertungen der ausgezeichneten Arbeiten
- 1. Preis
Verfasserin: Michelle Berger Arbeit Nr. 23
Titel: „Neue Perspektiven – ein architektonischer Dialog zum Völkerschlachtdenkmal”
Betreuer: Prof. Tobias Wenzel
Die Aufgabenstellung beinhaltet die Auseinandersetzung mit Monumenten und Denkmälern und soll an einem selbstgewählten Beispiel die baukünstlerischen Ergebnisse dieser Überlegungen exemplarisch aufzeigen. Michelle Berger hat hierzu das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ausgewählt, das zunächst auf einer sehr intellektuellen Ebene bezüglich seiner monumentalen Wirkung analysiert wird.
Dabei werden die erkannten Kriterien wie die Massivität, die Symmetrie und Achsialität in der Fernwirkung und die scheinbare Verdoppelung des massiven Volumens bei der Annäherung, das die Spiegelung des Monumentes in der vorgelagerten Wasserfläche erzeugt, präzise dargestellt und differenziert bewertet. Der daraus abgeleitete baukünstlerische Entwurf ist beeindruckend. Es gelingt der Verfasserin dabei, die vorab herausgearbeitete Elemente der monumentalen Wirkung einzeln zu brechen und die Wahrnehmung des bestehenden Monuments grundsätzlich zu ändern, ohne das Monument selbst zu verändern. Das vorgelagerte, teilweise unterirdische Raumgefüge ist eine baukünstlerisch anspruchsvolle Komposition und bietet interessante Blickbeziehungen im Innern und nach außen - es handelt sich hier nach übereinstimmender Meinung der Jury um eine in jeder Hinsicht überdurchschnittliche Arbeit, die strukturiert und überzeugend erzählt wird und auch auf der architektonischen Ebene und in der räumlichen Darstellung alle überzeugt hat - herzlichen Glückwunsch zum 1. Preis!
1.Preis - Neue Perspektiven – ein architektonischer Dialog zum Völkerschlachtdenkmal
- 1. Preis
Verfasser: Marcus Barthel Arbeit Nr. 07
Titel: „Urban Living”
Betreuer: Prof. Frank Schüler
Für den Neubau eines Wohnungsbaukomplexes auf dem brachliegenden Gelände des Hauses der Statistik in Berlin Mitte wird ein gestaffelter Baukörper vorgeschlagen, der zunächst durch seine professionelle und präzise Darstellung neugierig macht und eine Arbeit im fortgeschrittenen Masterstudium vermuten lässt. Es handelt sich aber um einen Semesterentwurf aus dem Bachelorstudium.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass der Entwurf auch weit mehr ist als eine gut durchdachte, handwerklich gut gemachte und schön dargestellte Semesterarbeit: denn Marcus Barthel beschäftigt sich vorab intensiv mit konstruktiven Anforderungen von Holzbaukonstruktionen, mit Raummodulen, Achsrastern und Flächenansätzen für den Wohnungsbau und mit energetischen und ökologischen Fragestellungen bis hin zu der selbstgestellten Anforderung, die technische Ausstattung auf ein Mindestmaß zu beschränken.
All das wird überzeugend und nachvollziehbar dargestellt und führt zu sehr durchdachten, klaren und flexiblen Wohnungsgrundrissen, die darüber hinaus auch noch, auf der einen Seite als 4-Spänner, im angrenzenden Bereich durch vorgelagerte Laubengänge erschlossen wird und dadurch auch zu unterschiedlichen baukörperlichen Volumen in der gestaffelten Komposition führt. Dass sich diese dann architektonisch so feingliedrig, gut proportioniert und ausgewogen präsentiert und in den Plänen und im Modell so überragend dargestellt ist, komplettiert die durchweg überzeugende Gesamtwirkung der Arbeit, der man sich kaum entziehen kann - herzlichen Glückwunsch zum 1. Preis.
1.Preis - Urban Living
- 3. Preis
Verfasser: Markus Schaller und Christopher Stolle Arbeit Nr. 30
Titel: „E-HIVE6”
Betreuer: Prof. Alexander Stahr
Die Aufgabenstellung beinhaltet die Überdachung einer Mobilitätsstation, also einer Tankstelle für Elektrofahrzeuge. Doch nicht diese Tankstelle selbst steht im Mittelpunkt der Überlegung, sondern deren Überdachung. Diese wird als Holzkonstruktion parametrisch entworfen und bereits im Entwurfsprozess konsequent optimiert, So kann durch Änderung der Parameter wie z.B. der Elementabmessungen oder Konstruktionsquerschnitte stets digital überprüft werden, wie sich die Konstruktion in ihrer Tragfähigkeit, Ästhetik und Wirtschaftlichkeit verändert. Da ein Prototyp des Entwurfs auch in 1:1 umgesetzt werden soll, setzen die beiden Verfasser diesen Prozess aktuell in Zusammenarbeit mit einer Holzbaufirma fort.
Neben diesen für unsere Studierenden wertvollen Erkenntnissen bei der Weiterbearbeitung eines Entwurfs bis in die Fertigungsreife wird hier auch das gestalterische Potential ausgeschöpft: Markus Schaller und Christopher Stolle ist es gelungen, eine individuell eigenständige, anmutige und trotzdem baubare Konstruktion mit überzeugender Ästhetik zu entwickeln.
3.Preis - E-HIVE6
- Anerkennung
Verfasser, Verfasserin Jasper Runge und Paula Korb Arbeit Nr. 1
Titel: „SAN – Dritter Ort und Bauteilbörse”
Betreuerin: Prof. Anthusa Löffler
Die Arbeit zeigt in einem beeindruckenden Plan einen Entwurf für eine Gebäudegruppe, deren Nutzung hochaktuell ist und entsprechende Relevanz hat. Es handelt sich um eine Bauteilbörse, also ein Handelsplatz für gebrauchte und wiederverwendbare Bauteile, mit der Zielstellung, Ressourcen auszuschöpfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und vielleicht auch: um dem Bauen dadurch eine sinnlich-ästhetische Komponente zurück zu geben, die durch überwiegende Verwendung ungebrauchter Materialien mit makellosen Oberflächen verloren gegangen ist.
Jasper Runge und Paula Korb haben dazu einfache Baukörper geschaffen, die diese Idee überzeugend umsetzen und vermitteln können: die Urform eines Lagergebäudes mit flachem Satteldach und stabförmige Konstruktionsmaterialien aus Holz, die eine logisch anmutende, ingenieurmäßige Gestalt erzeugen. Dass die Gebäude maßstäblich dimensioniert, ausgewogen proportioniert, leicht und filigran sind und auch auf unterschiedliche Strukturen in der Nachbarschaft eingehen können, ist eine zusätzliche Qualität.
Die unaufgeregte Einfachheit der Gebäude und die unprätentiöse, aber atmosphärisch dichte Darstellung in den Plänen hat die Jury überzeugt, diese Arbeit mit einer Anerkennung auszuzeichnen - herzlichen Glückwunsch !
Anerkennung - SAN – Dritter Ort und Bauteilbörse
- Anerkennung
Verfasserin Käthe-Sophia Wilpert Arbeit Nr. 15
Titel: „Vom Grundriss zum Schnitt, verpackt und ausgesetzt”
Betreuerin: Prof. Dorothea Becker
Dieser kleinen, auf den ersten Blick schwer einzuordnenden Arbeit liegt ein interessantes Lehrkonzept im ersten Bachelorsemester zugrunde, das im mehreren, den Bearbeitern vorher nicht bekannten Schritten von der zweidimensionalen Zeichnung über die Konstruktion und Hülle ein räumlich-abstraktes Architekturelement erzeugt und dieses maßstäblich in einen gedachten Kontext stellt.
Käthe Sophie Wilpert hat sich als Verfasserin unvoreingenommen auf diese Aufgabe eingelassen und dadurch deren Potentiale ausgeschöpfen können. So ist in allen Phasen der ernsthafte und dennoch spielerische Umgang mit der jeweiligen Teilaufgabe ablesbar. Auch die atmosphärischen Handzeichnungen und räumlichen Skizzen zeugen von einer Begeisterungsfähigkeit, die Mut macht für weitere Aufgaben in kommenden Semestern - herzlichen Glückwunsch!
Anerkennung - Vom Grundriss zum Schnitt, verpackt und ausgesetzt
- Anerkennung
Verfasserin Luisa Katharina Sander Arbeit Nr. 27
Titel: „Folded Cabin”
Betreuer: Prof. Alexander Tochtermann
Folded Cabin ist ein einfaches kleines Gebäude zum temporären Aufenthalt an einem schönen Ort - somit eine anregende Aufgabenstellung für eine Umsetzung mit wenigen Mitteln. Doch immer wenn es einfach oder reduziert sein soll, ist es eigentlich besonders schwer, weil der kleinste Fehler die Gesamtkomposition empfindlich beschädigen kann. Doch hier hat die Verfasserin nichts falsch gemacht: eine Rückwand und eine lineare, einmal geknickte Innenwand sind geeignet, die wenigen Räume zu gliedern und einen stimmigen Bezug zum Außenraum herzustellen. Die punktuelle Berührung der schrägen mit der geknickten Wand erzeugt ein weiteres, sehr minimalistisches Element, das die räumliche Zonierung inszeniert und gleichzeitig eine fast dramatische Lichtstimmung erzeugt. Als räumliche Studie ohne den Nachweis der konstruktiven Umsetzbarkeit zeigt der Entwurf exemplarisch wesentliche Elemente der architektonischen Inszenierung und wird von der Jury durch eine Anerkennung gewürdigt.
Anerkennung - Folded Cabin
Das Preisgericht endet um 20:20 h.
Protokoll aufgestellt:
Prof. Christian Knoche
Vorsitzender des Preisgerichts