Alljährliche Preisverleihung für die besten Abschlussarbeiten
Anlässlich der Jahresversammlung des Fördervereins der HTWK Leipzig am 08.05.2025 ehrte der Förderverein der HTWK Leipzig hervorragende Graduierungsarbeiten im Studienjahr 2023/2024 aus den sechs Fakultäten der HTWK Leipzig mit dem „Preis des Fördervereins“.
Der 1. Vorsitzende des Fördervereins, Prof. Dr. Lutz Engisch, und der Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Dr.-Ing. Jean-Alexander Müller, gratulierten den Preisträgerinnen und Preisträgern und übergaben die Urkunden. Im Anschluss verbrachten die Preisträgerinnen und Preisträger mit Gästen und Betreuenden sowie den Mitgliedern, Freunden und Förderern des Fördervereins der HTWK Leipzig eine angenehme Zeit mit intensiven Gesprächen.
Der „Preis des Fördervereins“ ist mit einem Preisgeld von jeweils 750 Euro dotiert.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2024 und die Themen ihrer Arbeiten:

Maike Zaun, Bachelor of Arts (FAS)
Maike Zaun wurde für ihre Bachelorarbeit „Über die Bedeutung queersensibler Suchtberatung - Diskussion am Beispiel zweier ausgewählter Konzeptionen“ ausgezeichnet.
Die Arbeit identifiziert elf Kategorien, welche Queersensibilität in Suchtberatungs-konzeptionen verankern und kennzeichnen. Zwei Konzeptionen wurden exemplarisch analysiert. Sie deuten darauf hin, dass Queersensibilität in Institutionen bisher unzureichend berücksichtigt wird - obwohl queere Menschen nachweislich überdurchschnittlich oft von Substanzkonsum und -abhängigkeit betroffen sind.
Die Arbeit empfiehlt, dieses Wissen im Studium der Sozialen Arbeit besser zu verankern, damit (künftige) Sozialarbeitende die gesellschaftlichen Prozesse der Marginalisierung und ihre Auswirkungen für Betroffene verstehen, reflektieren und darauf eingehen können. Es braucht laut Maike Zaun spezifischere Forschung zu queeren Lebensrealitäten und Substanzkonsum/ -abhängigkeit, um Versorgungsbedarfe eindeutig darlegen und somit auch die Finanzierung von spezifischen, queersensiblen Projekten innerhalb der Suchthilfe sichern zu können.
Betreuende Personen: Prof. Dr. Friedemann Affolderbach, Antonia Hempe (beide HTWK Leipzig)

Rika Rosenberger, Bachelor of Engineering (FAS)
Für ihre Bachelorarbeit zum Thema „Untersuchungen zum statischen Nachweis und zur Ertüchtigung von Anschlussknoten genieteter Stahlfachwerkbrücken“ wurde Frau Rosenberger ausgezeichnet.
Die Arbeit untersucht, wie Brücken und ihre Sicherheit sowie Tauglichkeit bewertet werden können. Gegenwärtig steht besonders die Untersuchung der Vorteile im Fokus, die sich aus der Verwendung der Finite-Elemente-Methode (mathematisches numerisches Verfahren zur Lösung von physikalischen Problemen) und der damit einhergehenden plastischen Dehnung ergeben. Die durch die Steifigkeitsverhältnisse hervorgerufenen Lastumlagerungen führen zu einer längeren Nutzungszeit und sind notwendig, um den Sanierungsstau der Eisenbahnbrücken in Deutschland abzufedern.
Die Herausforderung: Die gegenwärtigen Computerprogramme sind für den Nachweis der Belastung von Schrauben statt für Niete konzipiert. Es gilt, eine Software zu finden oder zu programmieren, die bis ins Detail von der bedienenden Person beeinflusst werden kann oder die auf die Berechnung genieteter Anschlüsse spezialisiert ist. Darüber hinaus ist laut Rosenberger eine Ergänzung der aktuellen Norm erforderlich, da bekannte Eigenschaften der Niete aktuell nicht berücksichtigt werden. Die Untersuchungen deuteten darauf hin, dass nicht die Niete selbst, sondern die Anschlussbleche zuerst versagen werden.
Betreuende Personen: Prof. Dr.-Ing. Karin Landgraf (HTWK Leipzig), Dipl.-Ing. (FH) Thomas Pluntke (PTB Ingenieure, NL Leipzig)

Sonny Wandel, Bachelor of Engineering (FDIT)
Gewonnen hat Sonny Wandel den Preis mit der Arbeit „Entwicklung und Analyse einer SDR-basierten Cell Search Procedure für LTE“ (Long Term Evolution, ein Mobilfunk-Standard).
In der Arbeit wurde eine softwaredefinierte Radio (SDR)-basierte Methode in der Programmiersprache Python entwickelt, um die Synchronisation von Mobilfunkgeräten mit LTE-Basisstationen in Zeit und Frequenz zu ermöglichen. Die Arbeit liefert damit einen Beitrag zur kostengünstigen, flexiblen Netzwerkdiagnostik durch SDR-basierte Ansätze und zeigt Potenziale für die Weiterentwicklung in Richtung moderner Kommunikationsstandards auf.
Die Methodik umfasste Simulationen unter variierenden Bedingungen (z. B. unterschiedliche Signal-Rausch-Verhältnisse) sowie Tests mit realen LTE-Signalen. Die Ergebnisse zeigen, dass die entwickelte Lösung robust gegenüber Störungen ist und sich für den Einsatz in praxisnahen Szenarien eignet. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Analyse der Effizienz der Algorithmen und ihrer Skalierbarkeit für zukünftige Technologien wie 5G New Radio (NR) oder WLAN-Systeme.
Betreuende Personen: Prof. Dr.-Ing. Michael Einhaus, M. Sc. Konstantin Schmidt (beide HTWK Leipzig)

Eric Naundorf, Master of Engineering (FIM)
Mit seiner Masterarbeit „Analyse des Programms der Sender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unter Beachtung der senderinternen Systematik zur staatsvertragskonformen Ausgestaltung des Programmauftrags“ erhielt Eric Naundorf den Preis des Fördervereins. Mittels einer quantitativen Programmanalyse hat er herausgefunden, dass Unterhaltung und journalistische Angebote die Programme von ARD und ZDF dominieren und Unterhaltungssendungen den größten Sendeanteil ausmachen. Die fiktionale Unterhaltung übertrifft zudem die nicht-fiktional unterhaltenden Inhalte deutlich in der Anzahl. Jede dritte Sendung im Programm von ARD und ZDF ist eine Wiederholung.
Die für die Arbeit geführten Experteninterviews (mit jeweils vier für die Programmgestaltung verantwortlichen Personen sowie vier Mitgliedern der (Kontroll-)Gremien des ÖRR) ergaben, dass die ÖRR-Programmplanung stark schemabasiert, deren Zusammensetzung jedoch unstrukturiert und undefiniert ist. Es existiert keine mechanistische Kopplung der Programmplanung des ÖRR an die Programmgrundsätze aus § 26 MStV. Die Dysbalancen der Auftragserfüllung sind bekannt und werden programmplanerisch akzeptiert. Die Kontrollorgane befinden sich momentan in einem umfangreichen und positiv zu bewertenden Umbruch. Der Analyse lag die Herleitung eines für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk allgemeingültigen Programmmodells zugrunde. Dabei wurde unter anderem eine Differenzierung zwischen der Programm- (strukturelle Eigenschaften) und der Auftragsebene (am staatsvertraglichen Programmauftrag orientiert) der linearen TV-Programme erarbeitet, sowie ein Kategoriensystem zur Taxierung der Sendungen entwickelt.
Betreuende Personen: Prof. Dr. jur. Marc Liesching, Prof. Dr. phil. Gabriele Hooffacker (beide HTWK Leipzig)

Leonie Schleiter, Master of Science (FING)
Leonie Schleiter wurde ausgezeichnet für ihre Arbeit „Entwicklung eines Sampling Oszilloskops zur hochauflösenden Erfassung eines 12,5 GHz Eingangssignals“
Ziel der Arbeit war es, einen Sampling Oszilloskop-Prototyp zu entwickeln, der zur Validierung einer optischen Signalgenerierung für Langstreckenkommunikation während des Betriebs dienen soll. Eine fehlerhafte Signalgenerierung könnte die zuverlässige Übertragung gefährden. Der Prototyp soll repetitive Signale von bis zu 12,5 Gigabit pro Sekunde hochauflösend erfassen. Dazu muss die Messung deutlich breitbandiger sein. Die Funktion des Prototyps konnte durch konsistente Messergebnisse validiert werden.
Insgesamt liefert diese Arbeit wertvolle Erkenntnisse über die praktische Umsetzung und Verbesserung des entwickelten Prototyps. Durch die Validierung der Funktion als Sampling Oszilloskop kann der Prototyp als Grundlage für zukünftige Weiterentwicklungen dienen.
Betreuende Personen: Prof. Dr.-Ing. René Sallier (HTWK Leipzig), M. Eng. Marc Davies-Schneider (ANDAV Electronics GmbH, Geschäftsführer)

Artjom Wosijan, Bachelor of Engineering (FWW)
Mit seiner Arbeit „Modellierung und Automatisierung eines spezifischen Verwaltungsprozesses bei der Deutschen Bahn mit Hilfe einer Workflow-Engine“ verfolgte Artjom Wosijan das Ziel, mithilfe einer Workflow-Engine die Automatisierungspotenziale aufzuzeigen und eine Lösungen zu entwickeln, die Prozesse effizienter und strukturierter gestalten. Denn die Bearbeitung von Datenänderungsbelegen bei der Deutschen Bahn erfolgt weitgehend manuell, was zu langen Durchlaufzeiten, Medienbrüchen und einer geringen Transparenz führt. Die fehlende Standardisierung des Prozesses führt zudem zu einem erhöhten Abstimmungsaufwand zwischen den Beteiligten. Die Analyse zeigt, dass durch die Automatisierung wesentlicher Prozessschritte eine Reduktion der Durchlaufzeit von 146 Minuten auf 85 Minuten möglich wäre. Zukünftig könnte eine Integration in bestehende Unternehmenssysteme, insbesondere SAP, die vollständige Automatisierung ermöglichen. Die entwickelten Modelle bieten zudem eine Grundlage für weitere Prozessoptimierungen in verwandten Bereichen.
Betreuende Personen: Prof. Dr. rer. nat. Martin Gürtler (HTWK Leipzig), Tobias Hollatz (DB Engineering & Consulting, Teamleiter Inbetriebnahmesteuerung)
Alle Fotos: Swen Reichhold.