Konferenz der European Association of Schools of Social Work vom 4. bis 7. Juni 2019 in Madrid
Insgesamt 928 Lehrende, Studierende sowie Praktizierende der Sozialen Arbeit nahmen an der Konferenz der European Association of Schools of Social Work (EASSW) in Madrid teil und diskutierten unter dem Leitthema „Meanings of quality of social work education in a changing Europe“ vier Tage lang über aktuelle Herausforderungen im Studium der Sozialen Arbeit. Die FAS ist Mitglied dieses europaweiten Zusammenschlusses von Hochschulen, die ein derartiges Studium anbieten, und wurde auf der Konferenz von Prof. Dr. Lothar Stock (im Ruhestand) vertreten.
Und was machen Menschen aus der Sozialen Arbeit, wenn sie zusammen sitzen und miteinander reden? Richtig, sie trinken Kaffee bzw. Tee – exakt 380 Liter an diesen vier Tagen. Aber es gab natürlich auch umfangreichen inhaltlichen Input in Form von Keynotes, Symposien, Workshops, Podiumsdiskussionen und Posterpräsentationen. Für die erforderliche örtliche Logistik sorgten 70 Freiwillige, in der Regel Studierende der gastgebenden Universidad Complutense de Madrid, der mit 70.000 Studierenden und 10.000 Mitarbeitenden größten spanischen Universität.
Neben der Vermittlung qualitativ hochwertiger methodischer Kompetenzen wurde in den einzelnen Veranstaltungen immer wieder auf die immense Bedeutung ethischer Grundlagen, einer humanistischen Weltanschauung sowie dieder Menschenrechte als zentralern Bezugsrahmen für die Soziale Arbeit hingewiesen. Diese darf sich dabei aber nicht allein auf die Hilfe für einzelne Personen oder Familien beschränken, sondern muss auch stets die Strukturen mit in den Blick nehmen, die eine professionelle Unterstützung ihrer Adressat*innen erst erforderlich machen bzw. diesen Umstand befördern. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder die Notwendigkeit der Vermittlung von „critical thinking“ im Studium betont. Demgegenüber stehen empirische Befunde (z.B. in Großbritan-nien), die von einer neuen Generation von Sozialarbeitenden berichten, die den neoliberalen, individualistischen Imperativ für sich selbst längst verinnerlicht hat, zuweilen sogar in ausgeprägterer Form als in der Gesamtgesellschaft.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Frage, wie im Rahmen des Studiums auf die europaweit zunehmenden rechtspopulistischen und auch offen rechten Strömungen in der Gesellschaft reagiert werden sollte. Hier stehen die meisten Hochschulen noch ganz am Anfang ihrer Überlegungen. Aber es gab auch positive Entwicklungen aus der Praxis zu berichten, z.B. die steigende Anzahl von Housing First – Projekten als innovative Antwort auf die in vielen europäischen Städten wahrnehmbare Problematik eines sich zunehmend verengenden Wohnungsmarktes für einkommensschwächere Personen mit der Konsequenz ständig wachsender Zahlen von wohnungslosen Menschen.
Auf der Mitgliederversammlung der EASSW wurde Teresa Bertotti (Italien) zur neuen Prä-sidentin gewählt. Sie folgt Nino Zganec (Kroatien), der nach zwei Amtszeiten nicht erneut für den Vorsitz kandidieren konnte. Für Deutschland ist weiterhin Marion Laging (Hochschule Esslingen) im Vorstand der EASSW vertreten.
Prof. Dr. Lothar Stock (i.R.)